Colchicumblüte Herbstwiese

Colchicum autumnale – Ein homoeopathisches Arzneimittelbild

Bei einem Spaziergang im Oktober wurde ich auf einer Wiese im Britzer Garten in Berlin von mehreren blühenden Herbstzeitlosen überrascht. Man glaubt fast auf einer Frühlingswiese zu stehen und große Krokusse zu sehen.
Ich möchte in dem Artikel etwas über die Verwendung dieser schönen Pflanze in der Homöopathie und der Medizin schreiben.

Wiese mit Blüte von Colchicum
Blüte der Herbstzeitlose im Britzer Garten

Deutsche Volksnamen sind z. B.: Herbstzeitlose; Giftkrokus, Giftblume, Herbstblume, Teufelsbrot, Wiesensafran u.a.

Der deutsche Name leitet sich wahrscheinlich ab aus dem alten Wort „lost“, was soviel wie vorhersagen bedeutet. Die Blüten sagen uns also den Herbst an.
Sie kommt in unseren Breitengraden eher nicht wild wachsend vor und wurde im Britzer Garten wahrscheinlich von den dortigen Gärtnern eingepflanzt.

Giftigkeit und Verwechslungsgefahr

Sie  besitzt große Ähnlichkeit mit der Safranpflanze, die auch im Herbst blüht, aber in Deutschland nicht wild wächst. Der Safran zeigt gleichzeitig mit seiner Blüte schmale, grasartige Blätter, was ein Unterscheidungsmerkmal zur Herbstzeitlosen ist. Diese zeigt nämlich während ihrer Blütezeit – was ungewöhnlich ist – keine Blätter, sie erscheinen  erst im Frühjahr und sind ca. 5 cm breit und bis zu 40 cm hoch.
Der Frühjahrsblüher Krokus hat ebenfalls schmale Blätter während der Blütezeit. Die Herbstzeitlose breitet ihre sechs zarten hell lila Blütenblätter dagegen erst im Spätsommer/Herbst auf den Wiesen aus.
Verwechslungen mit Bärlauchblättern im Frühling kommen bei Sammlern wohl immer wieder mal vor, was gefährlich ist, da die Pflanze stark giftig ist.

Grund für die Giftigkeit ist das Alkaloid Colchicin, das in allen Pflanzenteilen enthalten ist. Es kann bei Verzehr von Teilen der Pflanze zu tödlichen Vergiftungen kommen. Eltern  sollten sehr darauf achten, dass ihre Kinder keine Pflanzen in den Mund stecken.

Medizin
In der Medizin wird Colchicin als Bestandteil zur Herstellung von Medikamenten gegen akute Gichtschmerzen verwendet. Die Gicht ist eine Erkrankung des Harnsäurestoffwechsels, die zur Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken führt. Besonders häufig betroffen sind die Großzehen, wo es im akuten Gichtanfall zu Entzündung, Schwellung, Rötung und sehr starken Schmerzen kommt.

Homöopathie
Aus den Knollen der Herbstzeitlosen wird die homöopathisch potenzierte Arznei hergestellt, die aufgrund der Giftigkeit der Pflanze erst ab der Potenz D4 verschreibungsfrei in Apotheken zu beziehen ist.

Gicht und Gelenkschmerzen
In der Homöopathie allgemein wird Colchicum hauptsächlich bei Schmerzen im Bewegungsapparat eingesetzt. Der typische akute Gichtanfall ist gekennzeichnet von akuten Gelenkschmerzen wie z. B. am Großzeh mit Rötung, Schwellung, Hitze, Berührungsempfindlichkeit einhergehen
Ebenso gelangt es zur Anwendung bei eher chronischen Beschwerden des Bewegungsapparates mit rheumatischen d.h. reißenden, wandernden, von einem Gelenk zum anderen springenden Schmerzen, die sich bei jeglicher Bewegung und bei der leisesten Berührung verschlechtern bis hin zur Unerträglichkeit.
Bei dumpfen Schmerzen im Lumbal- und Lumbosakralbereich und Rückenschmerzen kann das Mittel auch möglich sein.

Magen-Darm
Ein weiterer Hauptanwendungsbereich in der Homöopathie ist der Magen-Darmtrakt.
Hier wird es traditionell angewendet, wenn es zu Symptomen wie
z. B. Durchfällen mit Übelkeit bis hin zu Erbrechen durch den Geruch von Speisen bes. Fleisch oder Fisch kommt, manchmal genügt sogar schon der Gedanke daran.
Auch die Schwangerschaftsübelkeit mit starker Geruchsempfindlichkeit ist möglicherweise ein Einsatzgebiet für Colchicum. Hier ist es eines unter vielen anderen homöopathischen Arzneimitteln.
Es kann auch zu wundartigen Bauchschmerzen mit Auftreibung durch Gasansammlungen kommen oder wässrigen, evtl. blutigen Durchfällen mit Krämpfen. Hier wäre Colchicum z. B. auch bei Problemen des Darmes nach Antibiotikabehandlungen eine Überprüfung wert, je nach individueller Symptomatik und begleitend zur ärztlichen Behandlung.

Herbstwiese Blüte Colchicum
Wiese mit Herbstzeitlosenblüte Weg zur Wimbachklamm Sept. 2016

Allgemeines
Generell zeigen Menschen, die diese homöopathische Arznei benötigen Erschöpfung mit Reizbarkeit, Schwäche und innerer Kälte (manchmal kommt es zu einem eisigen Kältegefühl im Magen) und ihre Beschwerden verschlechtern sich bei feuchter Kälte (Herbstschauer) und abends/nachts. Besser geht es ihnen in der Wärme.

Hinweis
Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel mit den hier gegebenen Hinweisen, auch zu homöopathischen Arzneien, nur der Information dient. Ein Heilpraktiker oder Arzt sollte bei entsprechenden Beschwerden und vor Einnahme eines Arzneimittels immer aufgesucht werden.
Eine unkontrollierte Selbstanwendung homöopathischer Medikamente kann ebenso wie jedes andere Medikament zu unerwünschten Wirkungen führen, deren Beurteilung durch einen Laien kaum möglich sind.

Pia Mönch/Oktober 2016
Fotos: © Pia Mönch

Quellen:
W. Boericke: Homöopathische Mittel und ihre Wirkungen
Hahnemann: Gesamte Arzneimittellehre Haug Verlag